Phönix aus der Asche

Regula Zellweger, Anzeiger Affoltern a.A. 29.8.08

Werke der Bonstetter Künstlerin Carmen Cabert im Kunstfenster

Vergangenheit und Gegenwart in Gleichzeitigkeit darstellen, dies gelingt Carmen Cabert mit ihren Aschebildern. Es sind keine Bilder, die einen sofort anspringen – sie verlangen vom Betrachter Zeit und Zuwendung zur Auseinandersetzung. «Die wiedergefundene Zeit», steht denn auch als Leitgedanke über der ganzen Ausstellung.

Die Galeristin Elfi Bohrer erzählt gern von einem Networking-Treffen mit der Bonstetter Künstlerin vor über zehn Jahren. Das Thema der intensiven Gespräche war «Erfolg». Ganz erstaunt und etwas naiv fragte damals Carmen Cabert: «Ich sollte mit Vierzig erfolgreich sein? Das kommt doch erst später!» Die Frauenrunde reagierte unisono mit Motivation: «Wann, wenn nicht jetzt?» Und Carmen Cabert nahm den liebevollen Tritt in den Hintern zum Anlass, als Kunstschaffende und mit Ausstellungen tüchtig loszulegen. Die Ergebnisse der letzen zehn Jahre dürfen sich sehen lassen, Cabert hat sich hierzulande und darüber hinaus einen Namen gemacht.

Aschebilder

Aus Altem Neues entstehen lassen, indem man es zuerst durch die reinigende Kraft des Feuers verdichten und umwandeln lässt, ist eine geniale Idee, die Cabert konsequent realisiert hat. In einem Ritual verbrannte sie Gemälde und Zeichnungen, sammelte die Asche sorgsam ein und übertrug sie in einer einzigartigen Verdichtung von Vergangenheit und Gegenwart auf neue Leinwand. Die Aschebilder wirken auf den ersten Blick dunkelgrau, geheimnisvoll, sogar düster. Beim längeren Betrachten entdeckt man immer mehr Leben: Pigmente, Muster, Formen, Strukturen, Rhythmen – Phönix aus der Asche. Den Vorgang der Verbrennung der Zeichnungen und Bilder hat Carmen Cabert in kommentierten Fotos festgehalten, die im Kunstfenster, aber auch auf der Webseite der Künstlerin zu sehen sind.

Vernetzen der Themen

Cabert ist keine Künstlerin, die ein Thema aufnimmt, es ausschöpft und dann definitiv zur Seite legt. Sie hat Themen, die durch alle Schaffensphasen durchgehen, so die Naturbezogenheit oder Bewegung. Neben den aktuellen, vorwiegend quadratischen Aschebildern beleben ältere, farbintensive Werke die Ausstellung – auch so entsteht ein Zusammenschwingen von Vergangenheit und Gegenwart zu einem neuen Ganzen. Da sind zwei Bilder, die Bewegungen des Tanzes in einer verdichteten Form wiedergeben. Das Naturthema wird von einer Skulptur aufgenommen. Einen verkohlten Baumstrunk in einer fast gotisch nach oben strebenden Form hat Cabert so behandelt, dass die tiefschwarzen Stellen mit der vom Feuer zerrissenen Struktur glänzen, spiegeln.

Eindrücklich ist auch eine Bilderserie, den sie unter dem Begriff «Gedankenquellen» zusammenfasst. Aus dem Hintergrund tauchen skizzenhaft, wie bewusst gelegte Spuren, aber erst auf den zweiten Blick erkennbare Kopfformen auf. Mit ihren Werken legt Carmen Cabert immer wieder Spuren, die zwar Geheimnisse durchaus auch wahren, aber den Betrachter motivieren, im intensiven Sehen den Spuren zu sich selbst zu folgen.