Tisch 11 - Volker Schunck/Text


Schwarz sind die Speisen, die auf der elften Tafel bereitet sind: schwarz auf weissen Tellern auf schwarzem Tischtuch. Ein alchemistisches oder rituelles Mahl, die Kontraste der Gutenberg Galaxy? Jede Speise zeigt eine andere Formung: spindel- oder kreuzförmige Volumen wechseln mit ballenartigen und ineinander verschlungenen. Einzig an den Rändern und Flächen der Bänder überspielen Glanzlichter das reduktive „black and white“. Aus der Nähe entpuppen sich die Speisen technisch-medialer Herkunft; sind es doch verflochtene Celluloid-Bänder, das Trägermaterial der analogen Fotografie, des Filmes, der frühen Videos: VHS-Formate der 80er und 90er Jahre, die im 21. Jahrhundert von digitalen Trägern abgelöst wurden.
Welche Szenen, welche Stars und Schicksale wohl die Bänder bergen? Ihrer Visualität verlustig, stimulieren sie unsere imaginären Potenziale im Wechselspiel von Bildverlust und künstlerischer Transformation. Das Mahl der Bildverweigerung verweist auf Positionen der Avantgarden, die sich als widerständige und ikonoklastische Gesten den inflationären Medienbildern entgegensetzen - von Duchamp, Bunuel, über Beuys, Nam June Paik, Rebecca Horn bis in die Gegenwart.

Volker Schunck