Kunstspaziergang

Kunstspaziergang um den Türlersee mit Carmen Cabert

Land Art Projekt und Ausstellung im Restaurant Erpel

Carmen Cabert ist eine Künstlerin mit vielen Ideen. Was mit den ersten, weiss bemalten Schnittflächen von gefällten Bäumen 2008 unter dem Titel „Weisse Flecken dieser Welt“ in Bonstetten begann, findet seine Fortsetzung 2016 mit dem Landartprojekt „Sehblick“ und 2017 mit den Kunstspaziergängen und der Gemäldeausstellung am Türlersee.

Von Regula Zellweger

Wer in den letzten Monaten dem Türlersee entlang spazierte, sah im Wald am Hang der Albiskette weisse Flecken. Und hat sich vielleicht gefragt: „Was soll das?“ Carmen Cabert hat die Schnittstellen von 33 Baumstrünken weiss bemalt. Land Art ist die Umwandlung von geografischem Raum, von einem Stück Natur, in ein Kunstwerk. Weil ein Grundgesetzt der Natur das Entstehen und Vergehen ist, verschwindet Land Art, wird nur auf Fotos oder Filmen festgehalten.



Was ist Kunst?

Manch ein Spaziergänger mag sich fragen: „Ist das Kunst?“ Carmen Cabert stellte sich 2016 dieser Frage immer wieder, gab Fragenden Auskunft, sprach Spaziergänger am Türlersee auch direkt an.
Diese Gespräche bereiteten ihr viel Freude, deshalb bietet sie jetzt Einzelpersonen und Gruppen Kunstspaziergänge um den Türlersee an. Das Pilotprojekt realisierte sie am vergangenen Freitag.  Eine kleine Gruppe von Kunstinteressierten traf sich beim Parkplatz gegenüber des Restaurants Erpel. Gemeinsam wanderte man bis zu einem Punkt, wo man einen optimalen Blick auf die weissen Flecken hatte. Hier gab die Künstlerin einen Input zum Thema „Ahnen“. Beim Weiterspazieren unterhielt man sich angeregt über den Übergang von Ende und Neuanfang, über Generationenwechsel und darüber, wie Kunst solches so auszudrücken vermag, dass im Betrachter eine Auseinandersetzung mit dem Thema, ein Prozess beginnt.

Baumporträts

Carmen Cabert arbeitet an den Baumstrünken weiter, erstellt vor Ort Frottagen von den Schnittflächen und bearbeitet diese im Atelier weiter. Die Frottage ist ursprünglich eine alte Drucktechnik. Deren künstlerisches Potential wurde von Max Ernst ab 1925 für die Bildende Kunst entdeckt und weiterentwickelt. Bei der Frottage wird die Oberflächenstruktur eines Gegenstandes oder Materials durch Abreiben mittels Kreide oder Graphit auf ein aufgelegtes Papier oder auf Stoff übertragen. Die Maserung des Holzes und die Jahrringe werden so verstärkt sichtbar, oft Schwarz auf Weiss. Diese Frottagen bearbeitet Carmen Cabert weiter und lässt sich dabei von Form und Struktur inspirieren. Zu sehen sind solche Frottage-Bilder, aber auch Bilder von früheren Schaffensperioden der Bonstetter Künstlerin im Restaurant Erpel, wo sich die Gruppe nach erfolgreicher Umrundung des Türlersees gern wieder aufwärmt. Hitzig waren die Gespräche, nicht aber die Temperaturen an diesem Freitag mitten im Februar.

Es geht weiter

Carmen Cabert sprudelt von neuen Ideen. Ihre Begeisterungsfähigkeit ist ansteckend. Sie bleibt dran, an den Kunstspaziergängen um den Türlersee. Überlegt sich für jeden Spaziergang ein neues Thema. Von denjenigen, die beim ersten Rundgang dabei waren, haben sich einige vorgenommen: „Da bin ich wieder dabei. Bewegung kombiniert mit bewegten und bewegenden Gespräche, die auch in die Tiefe gehen und zu nachhaltigem Denken anregen, diese Kombination ist mehr als Fitness und Unterhaltung.“ Anmelden muss man sich nicht. Informationen findet man unter www.carmencabert.ch, die nächsten Daten für die Kunstspaziergänge rund um den Türlersee sind: Samstag, 25.Februar, 13.00 Uhr, Dienstag, 28. März, 13.00 Uhr, Donnerstag, 6. April 13.00 Uhr oder nach Vereinbarung.